Fear and loathing in El Estadio

Ein Spielbericht von Kai Siewert

Es wurde ein gebrauchter Tag. Und zwar so richtig – und nicht in dem Sinne, dass wir ihn gebraucht hätten.

Eigentlich begann es wie beim letzten Mal in der P09: wieder drinnen mit bequemen Sitzen und guter Sicht, wieder keine Currywurst vor 12.00, doch damit endeten die Gemeinsamkeiten.

Dresden, unser erster Gegner, hatte einen richtig guten Tag: es lief einfach alles bei denen, das muss der Neid lassen. In beiden Teams wehrten sich unsere Jungs und Mädels mit aller Kraft, spielten auch gar nicht mal schlecht, aber Dresden, an die wir im Laufe der Saison schon manches Mal spielerisch gut rangekommen waren, war diesmal hervorragend aufgestellt und taktisch hochdiszipliniert. Selbst unserem A-Team gelang kaum einmal ein vernünftiger Spielaufbau weil Dresden frühzeitig und effektiv störte. So bewegten wir uns trotz guter Torwartleistung auf beiden Feldern auf eine ziemliche Klatsche zu.

Dann aber entwickelte das Geschehen beim A-Team eine unerfreuliche Eigendynamik: Wer nun genau angefangen hat, lässt sich nicht mehr sagen, doch das bis hierhin harte aber faire Spiel kippte zusehends ins brutale, wobei die Dresdner noch einen Zacken derber zur Sache gingen als unser Nachwuchs. Übermotivierte Kids eben, die vom Schiedsrichter zu bremsen gewesen wären. Das fand aber in keiner Weise statt. Der Unparteiische bekam das Spiel nicht in den Griff und – das schreibe ich ausdrücklich aufgrund meiner persönlichen Beobachtung – zeigte überdies eine Einseitigkeit, die an seiner Überparteilichkeit stark zweifeln ließ: mehrere wirklich brutale Fouls von Seiten der Gäste blieben ungeahndet, während wir zwei Strafzeiten wegen Beinstellens bekamen – zwar berechtigt, aber angesichts der vorher tolerierten Vorfälle erstaunlich.

Nach einem Schlittschuhtritt gegen einen unserer Spieler, der dafür sorgte, dass dieser vom Eis getragen werden musste (weder wurde das vom Schiedsrichter bestraft, noch wurde das Spiel abgebrochen, obwohl sich der Spieler weinend am Boden wand), entschied sich unser Trainer aufgrund der aufgeheizten Atmosphäre und der Verletzungsgefahr für beide Teams das Spiel abzubrechen – in meinen Augen die richtige Entscheidung!

Der zweite Gegner des Tages für unsere Kids war Crimmitschau, gegen die man am Vortage in Erfurt noch verloren hatte, weshalb man auf Revanche sann. Unsere beiden Teams begannen stark und gingen in Führung, besonders beim A-Team sah es nach einer 2:0-Führung richtig gut aus, aber auch Mannschaft B legte mit 2:1 erfreulich vor.

Leider fand dieser verheißungsvolle Auftakt ein abruptes Ende: nachdem Crimmitschau auf Feld A kurz vor der Pause mit einem Doppelschlag zum 2:2 ausgleichen konnte und auch auf Feld B noch herankam, ging bei uns der Faden verloren. Besonders bei Team A gewann wieder der elende Individualitäts-Talibanismus (d.h. jeder probiert’s ums Verrecken alleine) die Überhand und am Ende verloren wir auf beiden Feldern mit jeweils einem Tor Unterschied. Wirklich ärgerlich, zumal Team B sich im Vergleich zum Vortag deutlich gesteigert hatte. Team A erinnerte mich mal wieder an einen mir nahestehenden blau-weiß gestreiften Fußballverein, der auch gerne trotz Überlegenheit verliert…

Am Ende sei wieder allen helfenden Eltern gedankt, Hamid für seine mutige aber umsichtige Entscheidung, dem (Groß-)Teil der Dresdener Eltern, die in der Hitze der Situation im Gegensatz zu einigen, die Verletzung der Kinder mit Häme kommentierenden, besonnen und sportlich reagierten und die Sache als das nahmen, was sie ist: Kindereishockey, und dem Imbiss der P09, dass es schließlich doch noch Currywurst gab.